Die Linke

1. Welche Vorschläge hat Ihre Fraktion, um eine verbindliche und breitenwirksame Aus-, Fort- und Weiterbildung für Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen und außerschulische pädagogische Fachkräfte im Bereich der Medienbildung sicherzustellen?

Das Lehrkräftebildungsgesetz und der neue Rahmenlehrplan für Berlin und Brandenburg mit dem Basiscurriculum Medienbildung sind nach wie vor wichtige Ansatzpunkte für eine konzeptionelle Neuausrichtung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte und der weiteren pädagogischen Fachkräfte. Die Aufgabe, dass sie weit stärker als bisher auf die Entwicklung von Medienkompetenz der Lehrkräfte und der pädagogischen Fachkräfte und dabei insbesondere von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien ausgerichtet werden muss, steht nach wie vor. Das muss sich sowohl in den Studien- und Ausbildungsordnungen für die jeweiligen Lehramtsstudien- und weiteren Ausbildung- als auch in Weiterbildungsgängen als spezifischer Beitrag zur Entwicklung von Medienkompetenz wiederfinden.

Im Landeswahlprogramm der Linken machen wir sehr deutlich, was wir wollen:

„Digitale Bildung dient der Förderung vernetzten Denkens und dem Erlernen moderner Kulturtechniken. Wir wollen die Rolle von Digitalkompetenzen in der pädagogischen Ausbildung und Fortbildungskonzepte für Pädagog:innen, Erzieher:innen und Kollegien stärken. Es braucht Professuren für Medienbildung sowie medienpädagogische Fortbildungskonzepte. Gamification und Augmented Reality, wie sie etwa von medialepfade.org verfolgt werden, sind vielversprechende Ansätze dazu. Die Landesplattform für offene Bildungsressourcen (Open Educational Resources = OER) soll ausgebaut, die Erstellung von OER durch Lehrkräfte gefördert und auf Dauer ausfinanziert werden.

Wir wollen ein landesweites Bildungskompetenzzentrum sowie einen Beirat für digitale Bildung unter Beteiligung von Schulen, Bezirken, Universitäten, Wirtschaft etc. einrichten. Die Medienkompetenzzentren in den Bezirken wollen wir ausbauen.

Die IT-Beauftragten brauchen mehr Freistellungsstunden und sollen die Schulen aktiv bei der digitalen Schulentwicklung beraten und unterstützen. … Die Lehrkräfteausbildung sowie die öffentlich finanzierte Fort- und Weiterbildung müssen verpflichtend den Auf- und Ausbau digitaler Kompetenzen beinhalten. In allen Phasen der Lehrkräftebildung sollte ein Fokus insbesondere auf Daten- und Datenschutz-Kompetenzen als Basis für die Auswahl und Anwendung von digitalen Lehr- und Lernmitteln sowie für den Umgang mit Algorithmen und künstlicher Intelligenz gelegt werden.“

Die rot-rot-grüne Koalition hat 2017 mit dem Beschluss zu ihrem Antrag 18/0393 „Medienkompetenz mit Rundem Tisch Medienbildung stärken“ nicht nur den Runden Tisch ins Leben gerufen sondern auch als eine Aufgabe bestimmt, „Fortbildungsangebote zur Thematik Medienbildung des Landesinstituts für Schule und Bildung Berlin-Brandenburg (LISUM) auf ihre Aktualität und Relevanz zu prüfen und gegebenenfalls Anpassungsvorschläge zu unterbreiten.“ (https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/DruckSachen/d18-0393.pdf)

Frühkindliche Medienbildung in der Erzieher*innenausbildung

Die Konfrontation und der Umgang mit digitalen Medien prägen die kindliche Entwicklung von Anfang an. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder bereits in der Kita unterstützt werden, ihre Medien- erlebnisse zu verarbeiten und sie an einen altersgerechten Medienumgang heranzuführen sowie ihre Eltern in Fragen der Medienerziehung und des Medienumgangs in der Familie zu unterstützen.

2. Wie sollte die Medienbildung in Kitas bildungspolitisch verbindlich verankert werden?

Wir wollen die Befähigung zur Nutzung moderner Medien in der Aus- und Weiterbildung von Erzieher*innen intensivieren, wobei die Einhaltung datenschutzrechtlicher Regelungen ein Schwerpunktthema sein muss. Die Entwicklung von und Arbeit mit medienpädagogischen Konzepten wollen wir in jeder Kita über die pädagogischen Konzeptionen fest verankern.

Dazu wollen wir die Ausstattung von Kitas mit modernen Medien regelhaft ermöglichen, um den Kontakt mit Eltern zu verbessern, die Arbeit zu erleichtern und die Kommunikation im Sozialraum zu sichern.

Um Multiplikationseffekte in der medienpädagogischen Elternarbeit zu erzielen, brauchen viele Eltern Unterstützungen bei der Medienerziehung.

Die meisten Kinder haben bereits sehr frühzeitigen Zugang zu Medien und lernen spielerisch deren Gebrauch- von Geschwistern, Eltern und im familiären und sozialräumlichen Umfeld. Doch die Chancen dazu sind ungleich verteilt. Zum einen aus sozialen Gründen oder weil Eltern ganz bewusst darauf verzichten. Die frühkindliche Förderung in Kita oder Tagesförderung soll jeweils die individuellen Voraussetzungen der Kinder berücksichtigen und sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern, Benachteiligungen entgegenwirken und soziale Kompetenzen vermitteln – in enger Erziehungspartnerschaft mit den Eltern. Sie sollen auch wählen können zwischen den verschiedenen pädagogischen Konzepten der Träger und Einrichtungen. Dies gilt auch im Hinblick auf Art und Umfang der medienpädagogischen Kompetenzvermittlung.

DIE LINKE. Berlin setzt sich dafür ein, dass die Kapazitäten für die Ausbildung von Erzieher/innen ausgebaut werden, auch auf Hochschulebene. Wir fordern, die Medienpädagogik fest im Ausbildungsprogramm zu verankern und die Kompetenz zur Kommunikation und Elternarbeit zu verstärken. Wir treten dafür ein, dass die Potenziale der Mediennutzung erkannt werden und die Befähigung, sie im pädagogischen Alltag gezielt zu nutzen, z.B. für die Frühförderung von Kindern mit Behinderung, noch stärker ausgebildet werden. Neben der Ausbildung müssen auch Angebote für Fort- und Weiterbildung bedarfsgerecht verstärkt werden.

Medienbildung in der Schule

Mit dem „Basiscurriculum Medienbildung“ ist ausdrücklich mehr als eine optimierte Vermittlung des Unterrichts durch Medien formuliert worden. Um die umfassenden Ziele einer entsprechen- den Medienkompetenzförderung als Querschnittsaufgabe auch tatsächlich in den Schulalltag zu implementieren, bedarf es konkret formulierter Ziele und Standards zur Medienbildung.

3. Welche unterstützenden Maßnahmen zur verbindlichen Verankerung der Medienbildung im Schulalltag schlagen Sie über das Basiscurriculum Medienbildung hinaus vor? Welche Rolle spielen dabei aus Ihrer Sicht außerschulische Partner*innen?

Der Umgang mit digitalen Medien von Handy, Smartphone, Tablet, Laptop über Internet, Computerspielen bis hin zu sozialen Netzwerken gehört für die meisten Schülerinnen und Schüler heute zu ihrem Alltag, allerdings nicht unbedingt im Unterricht. Mit der Einführung eines Basiscurriculums Medienbildung wurde der von Medien – analog und digital – beeinflusste Alltag der Schülerinnen und Schüler aufgegriffen. In allen Fächern und fächerübergreifend und in allen Schuljahrgängen gilt es, diese Alltagserfahrungen aufzugreifen und als dauerhaften, pädagogisch strukturierten Prozess zur Entwicklung von Medienkompetenz zu gestalten und zur Entwicklung neuer individueller und kollaborativer Lernformen zu nutzen. Kreativer Umgang und kritische Auseinandersetzung mit der interessengeprägten Medienwelt und mit den sich rasant entwickelnden Medientechnologien gehören ebenso dazu wie sich den Herausforderungen an Datenschutz und IT-Sicherheit zu stellen.

Dass inklusive Lernen im Rahmen des Unterrichts mit digitalen Medien muss konzeptionel unterfüttert werden. Best-Practice-Projekte verstetigt werden, um nachhaltige Erfolge zu ermöglichen und auszubauen.

Außerschulische Partner sehen wir als Bereicherung an, sehen aber die Zusammenarbeit mit Unternehmen kritisch, insbesondere die Abhängigkeit von bestimmer Hard- und Software. Vielmehr muss auf Open Source gesetzt werden. Wissen und Programme, die mit öffentlichen Geldern erstellt wurden, müssen auch unter freien Lizenzen genutzt werden können.

Digitale Grundausstattung an Berliner Schulen

Bildung in der digitalen Welt ist ohne digitale Medientechnik und verlässliche IT-Netzstrukturen nicht möglich. Im Sinne der Daseinsfürsorge müssen die notwendigen technischen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung einer zeitgemäßen Bildung in der digitalen Welt sichergestellt werden.

4. Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um die landesweite Ausstattung mit W-Lan und Breitbandnetz an allen Berliner Schulen, eine nutzerfreundliche und datenschutzkonforme Schulcloud und deren Support sowie eine mediendidaktisch und medienpädagogisch sinnvolle Anwendung digitaler Medien an Schulen sicherzustellen?

Alle Schüler:innen brauchen digitale Endgeräte wie Laptops, sie sind Teil des Existenzminimums und sollten im Rahmen von Transferleistungen finanziert werden. Die rot-rot-grüne Koalition hat innerhalb eines Jahres 50.000 Geräte an Schüler*innen ausgegeben, die sie sich aufgrund von Armut nicht leisten können. Gegenwärtig erhalten auch die Lehrkräfte endlich einen Computer. mit Mailadressen und Chatmöglichkeiten. Allerdings sollte unter Einbeziehung der Personalräte die nutzbare Software erweitert und weitere notwendige Anpassungen vorgenommen werden.

Wir wollen den nicht kommerziellen Lernraum Berlin als Open-Source-Plattform bedarfsgerecht modernisieren und weiterentwickeln. Der Lernraum muss besser auf den Masseneinsatz vorbereitet werden und braucht eine entsprechende Administration. Chat- oder Videofunktionen können datenschutzgerecht implementiert werden.

Wir wollen, dass die Bildungsverwaltung in Absprache mit der Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit eine Positivliste guter Software entwickelt und als Unterstützung für die Lehrkräfte und Schulleitungen zur Verfügung stellt sowie bei der Beschaffung unterstützt.

Bei der Ausstattung von Schulen mit digitalen Geräten sollten nachhaltige Beschaffungskriterien verpflichtend sein.

Erst jetzt hat das ITDZ die Breitbandanbindung aller Schulstandorte ausgeschrieben. Da das viel zu spät ist, wurde den nicht angeschlossenen Schulen mobiles WLAN zur Verfügung gestellt. Der Anschluss der Bildungseinrichtungen und zugehörigen Gebäude an Breitbandnetze (mindestens 1 GBit) muss im Rahmen einer Taskforce aus Land, Bezirken und IT-Dienstleistungszentrum (ITDZ) beschleunigt werden – auch dort, wo keine Sanierung ansteht. Die Digitalisierung der Schulen darf nicht zur weiteren Zersplitterung der Berliner IT-Landschaft führen, sondern muss sich in das eGovernment-Gesetz einpassen.

5. Welche Pläne haben Sie zur Entwicklung eines pädagogischen Landeskonzepts zur Bildung in der digitalen Welt, in der es u.a. Aussagen über die Qualitätssicherung digitaler Lehr- und Lernmaterialien sowie die Umgestaltung der Berliner Schulen mit professionell betreuter digitaler Infrastruktur gibt? Gibt es dazu Ihrerseits bereits erfolgte Schritte?

Ein pädagogisches Landeskonzept zur Bildung in der digitalen Welt ist eine notwendige Voraussetzung nicht nur für eine digitale Grundausstattung der Berliner Schulen, sondern auch für die Bereitstellung & Qualitätssicherung von Lehr- und Lernmaterialien. Dieses muss so schnell wie möglich entwickelt werden.

An jeder Schule müssen IT-Fachkräfte arbeiten, dafür hat die rot-rot-grüne Koalition die Voraussetzungen geschaffen. Allerdings müssen für IT-Admins die Stellen angemessen im öffentlichen Dienst eingruppiert werden. Darüber hinaus wollen wir eine feste Zuordnung von Admins zu Schulen, im Idealfall über Pools, sodass Vertretungen im Urlaubs- oder Krankheitsfall möglich sind.

Außerschulische (Jugend-)Medienbildung und Medienarbeit im Bezirk

Neben der Förderung von Medienkompetenz durch handlungsorientierte Medienprojekte stellen heute die fachlich-inhaltliche Unterstützung und Beratung von Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Einbezug der Eltern und pädagogischen Fachkräfte weitere wichtige Schwerpunkte der Arbeit der Berliner Institutionen zur Förderung von Medienkompetenz dar.

6. Welche Maßnahmen streben Sie an, um die bestehenden Förderprogramme zur Verankerung von Medienbildung in der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit auszubauen?

Leider hat sich hier in der zurückliegenden Legislatur nicht genügend getan.

Deshalb gilt nach wie vor: Die Infrastruktur für die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit, die über Jahre kaputtgespart wurde, kann durch zeitlich begrenzte Landesprogramme nicht kompensiert werden. Daher fordern wir LINKE zuerst, dass die Strukturen der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit in den Bezirken gesichert und bedarfsgerecht ausgebaut wird. Dafür müssen neue Formen der Finanzierung und allgemeinverbindliche Standards entwickelt werden, die, so die Forderung der Partei DIE LINKE, auch gesetzlich festgeschrieben werden müssen. Zweitens müssen die Prinzipien der Kinder- und Jugendbeteiligung fest verankert werden. Kinder und Jugendliche sollen mehr Beteiligungsrechte erhalten, um demokratische Willensbildungsprozesse zu fördern. Dazu gehört aus LINKER Sicht auch, das Wahlalter weiter herabsetzen. Kinder- und Jugendbüros müssen in die Regelfinanzierung. Wir sind sicher, dass all diese Maßnahmen auch die Voraussetzung sind, um Angebote zur Medienbildung im außerschulischen Bereich zu sichern und auszubauen.

Medienbildung schließt für uns auch ein, den verantwortungsvollen Umgang mit den Medien, insbesondere mit den digitalen Medien zu lernen. D.h. unter anderem ein bewusstes Verbraucherverhalten zu befördern und zu lernen, sich in der Fülle der angebotenen Informationen zurecht zu finden. Es gilt auch, zu lernen, wie man die eigene Privatsphäre schützt und die anderer respektiert. Schließlich geht es auch darum, dass Suchtpotential richtig einzuschätzen. Wir setzen uns in diesem Zusammenhang auch weiter dafür ein, dem Jugendmedienschutz mehr Gewicht zu geben und ihn wirksam zu reformieren.

Bezirksübergreifende Strukturen der Medienbildung in Berlin

Die durch den digitalen Wandel notwendigen Veränderungen in den verschiedenen pädagogischen Handlungsfeldern erfordern die Vernetzung und Beteiligung zentraler Akteure der Medienbildung in Berlin und den Ausbau medienpädagogischer Forschung und wissenschaftlicher Begleitung.

7. Welche Maßnahmen schlägt Ihre Fraktion vor, um mehr Ressourcen für die bessere bezirksübergreifende Vernetzung medienpädagogischer Angebote zur Verfügung zu stellen?

Diese Aufgabe muss im Rahmen der Haushaltsdebatte zum neuen Doppelhaushalt gelöst werden. Die Linke wird sich hierzu mit Vertreter*innen aus den Bezirken beraten und erwartet hierzu auch eine Schwerpunktsetzung für eine Beratung am Runden Tisch Medienbildung.

8. Wie wollen Sie die Mitbestimmung zentraler Akteur*innen in der Entwicklung der Medien- bildung in Berlin gewährleisten? Welche Rolle spielt dabei der Runde Tisch Medienbildung?

Der Runde Tisch Medienbildung muss sich nach Meinung der Linken inhaltlich neu aufstellen. Er ist personell gut besetzt, aber es braucht mehr Partizipation resp. demokratische Beteiligung. Wir teilen die Forderung nach einem halbjährlichen Rhythmus mit rotierender Selbstorganisation und einer Tagesordnung, die nach den Vorschlägen der Teilnehmenden entwickelt wird, in der die Gewichtung der Themen abgestimmt wird und ein mittelfristiger Themenplan erabeitet wird.