1. Welche Vorschläge hat Ihre Fraktion, um eine verbindliche und breitenwirksame Aus-, Fort- und Weiterbildung für Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen und außerschulische pädagogische Fachkräfte im Bereich der Medienbildung sicherzustellen?
Die Pandemie hat die Bedeutung digitaler Infrastrukturen hervorgehoben und den Nachholbedarf bei der Digitalisierung des Bildungswesens deutlich gemacht. Hier sieht die Berliner SPD ihren Auftrag für die nächsten Jahren. Wir wollen Berlins Digitalpolitik als Querschnittaufgabe neu ausrichten und mit einer Digitalisierungsoffensive für Berlin digitales Mainstreaming in allen Bereichen der Stadtgesellschaft fördern, insbesondere jedoch im Bildungsbereich. Die Digitalisierungsoffensive in der pädagogischen Arbeit ist wie die Schulbauoffensive eine große gesamtstädtische Aufgabe mit geteilten Zuständigkeiten zwischen Land und Bezirken. Mit der fortschreitenden Digitalisierung muss sich auch die pädagogische Praxis ändern. Um das zu ermöglichen streben wir mittelfristig die digitale Lernmittelfreiheit an und entwickeln kurzfristig auf Landesebene ein sozialverträgliches Finanzierungsmodell „Endgeräte als Service“, aus welchem Schüler:innen Leihweise Geräte beziehen können. Dafür wollen wir uns auf Bundesebene für eine Weiterentwicklung des Digitalpakts Schule und für seine effiziente Umsetzung im Land Berlin einsetzen. Darüber hinaus erhalten alle Pädagog:innen ein mobiles Endgerät, das sie sowohl für den Unterricht als auch für ihre Verwaltungsaufgaben nutzen können. Unser Ziel ist es, die Lehr- und Lernprozesse zu individualisieren, Schüler:innen bestmöglich zu fördern, Lehrkräfte fortzubilden und zu entlasten und die Binnendifferenzierung im (digitalen) Unterricht zu verbessern. Dafür müssen tragfähige pädagogische Medienkonzepte und partizipative medienpädagogische Methoden entwickelt, erprobt, wissenschaftlich begleitet und ständig angepasst werden. Mit einer Open-Educational-Resources-Strategie und einem attraktiven Anreizsystem motivieren wir Pädagog:innen, sich untereinander zu vernetzen und ihre digitalen Lerninhalte zu teilen. Die digitalen Kompetenzen der Pädagog:innen werden systematisch durch Fortbildungen gestärkt. Daher wird auch die Errichtung des landesweiten Fortbildungszentrums Priorität haben. Wir setzten uns deshalb auf Bundesebene für den Aufbau vernetzte Kompetenzzentren für digitales Lehren und Lernen aufbauen. Lehrer:innen soll zudem der Zugang zu den Weiterbildungsmaßnahmen des „FOKUS Medienbildung“ nicht länger verwehrt oder ein gleichwertiges eigenes Angebot vom Land Berlin geschaffen werden, da es bis jetzt keine vergleichbaren Angebote gibt und digitale Medien einen immer höheren Stellenwert in der Schule haben.
2. Wie sollte die Medienbildung in Kitas bildungspolitisch verbindlich verankert werden?
Egal ob Bilderbücher, Hörspiele, oder sprechende Stifte – Kinder gehen heute ganz selbstverständlich mit (digitalen) Medien um. Deshalb sind die kindgerechte Vermittlung von Medienkompetenz, digitale Bildung und die Förderung medienbezogener Aktivitäten im Kindesalter für uns ein unverzichtbarer Grundstein für ein gutes Aufwachsen. „Medienbildung von Anfang an“ – getreu diesem Leitprinzip tritt die Berliner SPD für eine Medienbildung ein, die bereits bei der Vorschulpädagogik ansetzt und sich über die Grund- und weiterführenden Schulen bis hin zur Hochschule durchzieht. In diesem Sinne ist Medienpädagogik für die Berliner SPD eine Querschnittsaufgabe zwischen Digitalpolitik und Bildungspolitik. Unser Ziel bleibt es, allen Kindern in Berlin, unabhängig von Herkunft, Bildung, sozialer Lage und finanziellen Mitteln ihrer Eltern, den Erwerb von Digitalkompetenzen zu ermöglichen. Darüber hinaus sollen sie Fähigkeiten für eine aktive und kritische Mediennutzung erwerben. Dazu setzen wir uns dafür ein, Erzieher:innen stärker für medienpädagogische Ansätze in der Frühbildung zu sensibilisieren und mediendidaktische Inhalte als integralen Bestandteil der Erzieher:innenausbildung zu verankern.
3. Welche unterstützenden Maßnahmen zur verbindlichen Verankerung der Medienbildung im Schulalltag schlagen Sie über das Basiscurriculum Medienbildung hinaus vor?
Die Berliner SPD wird in der nächsten Legislaturperiode dafür sorgen, dass eine einfache, unbürokratische Umsetzung der digitalen Grundausstattung für alle Schulen möglich ist. Einen besonderen Schwerpunkt werden wir auf die Ganztagsschule legen. Neben der Infrastruktur brauchen wir auch eine bessere Koordinierung des Unterrichts selbst. Wir brauchen Lehr- und Lernmaterialien für inklusive, ganzheitliche Bildung. Auf einer Open-Source-Plattform, die bereits durch den Digitalpakt beauftragt und finanziert ist, sollen künftig Lehr- und Lernmaterialien und Unterrichtskonzepte für alle zugänglich sein: offen, dezentral, sicher und vernetzt. Notwendig ist darüber hinaus ein System, das die Qualität der eingestellten Medien auf solchen offenen Plattformen prüft und sichert. Wir werden die Entwicklung datenschutzkonformer intelligenter Lehr- und Lernsoftware unterstützen.
4. Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um die landesweite Ausstattung mit W-Lan und Breitbandnetz an allen Berliner Schulen, eine nutzerfreundliche und datenschutzkonforme Schulcloud und deren Support sowie eine mediendidaktisch und medienpädagogisch sinnvolle Anwendung digitaler Medien an Schulen sicherzustellen?
5. Welche Pläne haben Sie zur Entwicklung eines pädagogischen Landeskonzepts zur Bildung in der digitalen Welt, in der es u.a. Aussagen über die Qualitätssicherung digitaler Lehr- und Lernmaterialien sowie die Umgestaltung der Berliner Schulen mit professionell betreuter digitaler Infrastruktur gibt? Gibt es dazu Ihrerseits bereits erfolgte Schritte?
Fragen 4. und 5. werden zusammen beantwortet:
Um die Schulen in ihrer Eigenständigkeit bei der Beschaffung, Instandhaltung und den Umgang mit Hard- und Software zu unterstützen, setzen wir ergänzend auf einen landeseigenen Dienstleister für Digitale Bildung in Berlin. Damit die Digitalisierung der Schulen gelingt müssen drei Perspektiven berücksichtigt werden. Erstens müssen die Rahmenbedingungen, insbesondere die Anbindung der Schulen an das Glasfasernetz gewährleistet sein. Zweitens müssen wir die Voraussetzungen für digitalen Unterricht in den Schulen schaffen. Dazu braucht es WLAN, und ein passives Netz. Drittens braucht es einen zentralen Dienstleister, der die Schulen bei der Beschaffung, Instandhaltung und den Umgang mit Hard- und Software unterstützt. Wir wollen zudem sowohl datenschutzrechtskonforme und nutzerfreundliche Lernplattformen selber bereitstellen und zugleich die Freiheit der Schulen bewahren sich im Rahmen ihrer Eigenständigkeit für andere Lösungen zu entscheiden. Dabei unterstützen wir sie in einer datenschutzkonformen Umsetzung. Neben einer leistungsfähigen Infrastruktur ist ein nachhaltiges Gesamtkonzept für digitale Bildung erforderlich. So muss das Fach Informatik als Teil der Allgemeinbildung angesehen werden. Daher sollten allen Schüler:innen im Rahmen des obligatorischen Informatikunterrichts Grundlagen im Umgang mit Standardsoftware (Textverarbeitung, Präsentation, Tabellenkalkulation, E-Mail, Bildbearbeitung etc.) vermittelt werden. Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass relevante Aspekte der Medienerziehung, welche in den Rahmenlehrplänen aller geeigneten Schulfächer integriert wurden, auch im Unterricht endlich umgesetzt werden. Dabei sollen adäquate Methoden der Beschaffung und Nutzung valider
Information und des Umgangs mit Quellen vermittelt werden. Schüler:innen sind für Aspekte wie Persönlichkeitsrechte, Urheberrechtsverletzungen und eine kritische Auseinandersetzung mit Falschmeldungen zu sensibilisieren. Ziel muss es sein, sie zu einer anforderungsgerechten und rechtskonformen Arbeitsweise zu befähigen. Auch die Gefahren des Cybermobbings und die Bedeutung des Datenschutzes sollten an geeigneter Stelle thematisiert werden. Der Schutz vor Internetkriminalität, Trojanern und Viren ist zu behandeln. Zusätzlich muss an allen Schulen im Rahmen von Informatikkursen beispielsweise im Wahlpflichtunterricht über Grundlagen der Anwendung von Standardsoftware hinaus die Möglichkeit bestehen, Grundkenntnisse der Programmierung zu erlernen. Darüber hinaus können die Schulen hierzu weitere Angebote etwa im Rahmen schuleigener Arbeitsgemeinschaften schaffen. Für den Unterricht ist der Einsatz freier Software besonders sinnvoll, da diese ohne Lizenzkosten von Schüler:innen genutzt werden kann. Um die geforderte Verbesserung der Medienkompetenz von Schüler:innen zu realisieren, müssen das Abgeordnetenhaus und der Berliner Senat die Voraussetzungen für eine entsprechende Befähigung der Lehrkräfte schaffen. Ferner sind den Bezirken die Mittel für die erforderliche Digitalisierung aller Schulen sowie für die notwendige technische Ausstattung der Unterrichtsräume zur Verfügung zu stellen.
6. Welche Maßnahmen streben Sie an, um die bestehenden Förderprogramme zur Verankerung von Medienbildung in der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit auszubauen?
Auch Träger der Kinder- und Jugendhilfe, Erziehungshilfefachverbände sowie die außerschulischen Bildungseinrichtungen in Berlin leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum staatlichen (Medien)Bildungsauftrag und müssen dementsprechend in die Digitalisierungsoffensive Berlins einbezogen und mit entsprechender Förderung gestärkt werden. Auf der Jugend- und Familienministerkonferenz haben sich die sozialdemokratischen Minister:innen dafür eingesetzt, den Fokus auf die Entwicklung von Digitalisierungsstrategien in der Kinder- und Jugendhilfe zu legen. Die SPD wird daran arbeiten, die entsprechenden Konsequenzen daraus zu ziehen.
7. Welche Maßnahmen schlägt Ihre Fraktion vor, um mehr Ressourcen für die bessere bezirksübergreifende Vernetzung medienpädagogischer Angebote zur Verfügung zu stellen?
8. Wie wollen Sie die Mitbestimmung zentraler Akteur*innen in der Entwicklung der Medienbildung in Berlin gewährleisten? Welche Rolle spielt dabei der Runde Tisch Medienbildung?
Fragen 7. und 8. werden zusammen beantwortet:
Um eine gleichberechtigte digitale und mediale Teilhabe für alle Berliner:innen zu ermöglichen, will die Berliner SPD in der nächsten Legislaturperiode verstärkt auf den Erwerb digitaler und medialer Kompetenzen achten. Dazu wollen wir die medienpädagogischen Angebote in den Bezirken stärken und für eine bessere Vernetzung der Angebote stadtweit sorgen. Gerade die Berliner Volkshochschulen sind ideale Orte, um Digital- und Medienbildung für alle Berliner zu ermöglichen –
kostengünstig, barrierefrei, inklusiv. Wir stärken deshalb die Qualität und Vielfalt der Bildungs- und Weiterbildungsarbeit der zwölf Berliner Volkshochschulen und legen einen Investitionsfonds Digitalisierung in der Erwachsenenbildung auf, der die Stärkung der digitalen Infrastruktur finanziert. Auch den barrierefreien Aus- und Neubau der Volkshochschulstandorte werden wir vorantreiben, um gute Bedingungen für lebenslanges digitales Lernen zu schaffen. Darüber hinaus errichten mit der vom Bund geförderten Sanierung und Entwicklung der Urania Berlin als „Berliner Haus für Bürgerbeteiligung, Wissensvermittlung, demokratische und digitale Bildung“ einen Leuchtturm für die Stadt und darüber hinaus. Das Haus stößt mit einem eigenen Programm und einem Kompetenzzentrum „Digitale Bildung“ Innovationen in der Erwachsenenbildung und Beteiligung an und treibt sie voran. Mit einem „Zukunftsfond Digitalisierung“ unterstützen wir die Berliner Hochschulen und Wissenschaftsstandorte dabei, innovative digitalisierte Lehr- und Lernformen zu entwickeln und für die gesamte Stadtgesellschaft im Rahmen unserer Open-Access-Transformation für Berlin zugänglich zu machen.